Fighting of World Japan
Fighting of World Japan war der zweite Versuch von New Japan Pro-Wrestling Legende Riki Choshu eine eigene Promotion aufzubauen, nach er in den 80er Jahren bereits Japan Pro-Wrestling ins Leben rief. Der offizielle Startschuß der Gruppe fiel am 01. März 2003 in der Yokohama Arena. Choshu kehrte New Japan im April 2002 den Rücken, nachdem er mehr als ein Jahrzehnt für das Booking zuständig war und nebenbei einer der größten Stars der Promotion war. Sein langjähriger "Ziehsohn" Kensuke Sasaki sollte ihm im Oktober des selben Jahres folgen. Nach Querelen zwischen dem New Japan Management und Sasaki erklärte der ehemalige IWGP Heavyweight Champion bei einer Pressekonferenz, dass er seinen im Januar auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde, da er dem Management nicht mehr vertrauen könne. Hinter dieser Sache verbarg sich ein angedachter Kampf zwischen Sasaki und seinem langjährigen Widersacher/Freund Minoru Suzuki (die beiden trainierten etwa zur selben Zeit im New Japan Dojo, kennen sich also schon seit einer sehr langen Zeit), der bei der Shoot Wrestling Promotion Pancrase zu einem Superstar avancierte. Der Kampf zwischen den beiden kam nie zustande, wurde allerdings 2004 unter Pro-Wrestling Regeln nachgeholt (und zwar bei New Japan in Form eines IWGP Heavyweight Title Matches). Anstelle Sasaki trat die Jr. Heavyweight Ikone Jushin Thunder Liger gegen Suzuki an. Unter Tränen erklärte Sasaki schließlich, dass er zwar noch nicht wisse, wohin ihn sein Weg führen werde, er aber möglicherweise bei Choshus Projekt einsteigen werde.
So kam es selbstverständlich auch. Sasaki wurde bei World Japan endlich wieder die Rolle zu Teil, die er bei New Japan nicht mehr inne hatte: die des Company Ace. Neben Sasaki konnte Riki Choshu noch einen weiteren seiner Proteges von New Japan loseisen, nämlich den jungen Kenzo Suzuki. Zwar war Suzuki nie ein besonders guter Wrestler, wie seine Dojo Classmates, doch aufgrund seiner Statur und seiner Ausstrahlung wurde er zu New Japan Zeiten stets stark von Choshu unterstützt. Auch Shiro Koshinaka und Referee Masao "Tiger" Hattori verlängerten ihre Verträge nicht und schlossen sich in der Folge Choshu an. Weiterhin konnte Choshu eine Zusammenarbeit mit All Japan in die Wege leiten, die ihm Zugang zu einer ganzen Reihe All Japan Talente ermöglichte, allen voran Genichiro Tenryu, der in den ersten Wochen der Promotion der Hauptwidersacher Choshus werden sollte.
Mit einem recht gut gefüllten Kader, der sowohl aus viele alten Gesichtern der letzten Jahre (Koshinaka, Ricky Fuji, Yoji Anjo, Yoshiaki Yatsu, Road Warriors, Ichiro Yaguchi) als auch einige junge Talenten bestand, konnte die Promotion ihr ausgedehntes Programm in Angriff nehmen. Zuvor hatte Choshu erklärt, mit World Japan eine Organisation aufbauen zu wollen, bei der "echter Strong Style" zu sehen wäre - ein klarer Seitenhieb gegen New Japan und deren Entwicklung. Nach dieser Aussage wunderten sich damals die Fachleute, als Choshu verkündete die Hardcore Legende Atsushi Onita für die Debütshow und einige der folgenden Tourshows angeheuert zu haben. Onita sollte sich mit verschiedenen Wrestlern in seiner Paradedisziplin, den No Ropes Barbed Wire Death Matches, messen. Verwunderlich deshalb, weil Choshu und Onita über die Jahre nicht zu den allerbesten Freunden geworden sind. Die Geschichte der beiden geht in die Jahre1999/2000 zurück, als Onita versuchte den zurückgetreten Choshu aus dem Ruhestand zu holen, um gegen ihn ein Death Match zu bestreiten. Letztlich nahm Choshu Onitas Herausforderung zu einem No Ropes Explosive Barbed Wire Death Match doch an. Der Kampf sollte bei New Japans erstem Live DirecTV Pay-Per-View stattfinden. In knapp 8 Minuten Kampfzeit zerstörte "Power Hall" seinen machtlosen Gegner nach allen Regeln der Kunst. Onita, der Pionier des Hardcore Wrestling, hatte gegen Choshu nicht den Hauch einer Chance, konnte so gut wie keine Aktion gegen seinen um Welten überlegenen Gegner anbringen. Der Hintergrund ist schnell erklärt. Choshu machte sowohl vor dem Kampf, als auch danach Mal um Mal deutlich, dass er von Hardcore Wrestling nichts halte und das Hardcore Wrestler ihren "Pure-Pro-Wrestling" Kontrahenten in allen Belangen unterlegen seien.
Als die Neuauflage von Choshu vs. Onita im Juli 2003 wieder vom Tisch war, rückte das WJ Strongest Tournament in den Mittelpunkt des Interesses. Bei diesem am 20.07.2003 in der Tokyo Ryogoku Kokugikan ausgetragenen Turnier sollte nicht nur den stärksten Wrestler der Promotion gekürt werden, sondern auch gleich der erste World Japan Titel vergeben werden. Als Sieger des 8-Mann Turniers erhielt Kensuke Sasaki den WMG (World Magma the Greatest) Heavyweight Title. Die Tag Team Version dieses Titels folgte im August 2003, abermals in einem Turnier. Dabei standen sich sechs Teams in einem KO-Turnier gegenüber; siegreich waren Riki Choshu & Genichiro Tenryu, die beiden Wrestler, die sich im ersten Main Event von World Japan gegenüberstanden.
Nach den ersten sehr elanvollen Frühjahr- und Sommermonaten schwand das Interesse an World Japan rapide. Schon im Spätsommer 2003, gerade mal ein halbes Jahr nach dem Debüt, begannen die ersten Auflösungserscheinungen. Hinzu kam ein schreckliches Unglück im August, als der MMA-Kämpfer Takayuki "Giant Ochiai" Okada während einem Training im World Japan Dojo tödlich verunglückte. Zur Zeit des Unglückes soll Kenzo Suzuki das Training geleitet haben, doch weder er noch World Japan übernahmen jemals die Verantwortung für das Unglück. Im November wurde das anstehende Ende der Promotion schließlich offiziell bestätigt. Zur selben Zeit gab auch Sasaki seinen Gürtel zurück, nachdem er sein Gehalt nicht mehr regelmäßig erhielt und bei World Japan keine Zukunft mehr sah. Choshus Plan war es von Anfang an, eine Full-time Wrestling Promotion a la New Japan, NOAH, All Japan etc. aufzubauen, die regelmäßige Touren veranstaltet. Dieses Kapitel endete am 05.01.2004 in der Korakuen Hall in Tokyo. Es sollten danach noch einige Shows unter dem World Japan Banner folgen, jedoch waren diese Shows private Projekte von Choshu, gehörten also nicht mehr zur ursprünglichen "World Japan Organisation". Die wirklich letzte Show von Choshus World Japan sollte am 21.06.2003 im Rahmen der " BATTLE EXPLOSION 2004" Tour stattfinden. Unmittelbar danach gründete Choshu seine neue Indy Liga, Riki Pro, bei der die Geschehnisse der besagten Tour nahtlos aufgegriffen wurden.
Auffällig ist sicherlich, dass World Japan vor dem Debüt am 01.03.2003 große Wellen schlug und für viel Gesprächsstoff sorgte, in den 10 Monaten des Bestehens aber kaum berichtenswertes produzierte. Die Shows waren größtenteils nichts besonderes, bzw. nicht besonders ansehnlich, die großen Matches blieben entweder aus, oder konnten nicht überzeugen und die Fans fanden in den seltensten Fällen den Weg in die Arenen. Choshu hatte zwar mit Wrestlern wie Sasaki, Takao Omori, Kenzo Suzuki, Jinsei Shinzaki, sich selbst, Tenryu und ausländischen Legenden wie Steve Williams, Vader, Don Frye und Co. genügend bekannte Gesichter, um eine neue Promotion aufzubauen, jedoch fand World Japan selbst mit diesen Superstars im übersättigten Wrestling Markt des Jahres 2003 keinerlei Anklang (World Japan war 2003 die FÜNFTE große Promotion nach New Japan, NOAH, All Japan und ZERO-ONE!...und das obwohl sich das Pro-Wrestling in Japan seit einigen Jahren in einer großen Zuschauerkrise befindet, einem Zeitalter, dass gerne als die "Eiszeit" oder das "Dunkle Zeitalter" bezeichnet wird).
Zwar steht es außer Frage, dass das Urteil über World Japan im Nachhinein kein positives sein kann, es wäre allerdings unfair Choshu für eine Sache nicht den gebührenden Respekt zu zollen, den er verdient hat. Gemeint ist die Entdeckung des damals erst 15-jährigen Katsuhiko Nakajima. Choshu wurde auf den jungen Athleten beim Kickboxing Training aufmerksam, nahm ihn sofort unter seine Fittiche und brachte ihm die ersten Grundlagen des Pro-Wrestlings bei. Im September 2003 betrat Nakajima erstmals den World Japan Ring im Rahmen der "X-1" Show, einer Shoot-Style Veranstaltung, bei der in einem UFC-artigen Käfig gekämpft wurde. Nakajima konnte sich gegen seinen schwereren und erfahreneren Gegner Jason Rey durchsetzen. Seinen ersten Pro-Wrestling Kampf bestritt Nakajima im Main Event der letzten WJ Pro Show am 05.01. Danach sollte sich Nakajima dem Kensuke Office von Kensuke Sasaki und Akira Hokuto sowie Genichiro Tenryu anschließen. Nakajima ist eines der größten Talente der letzten Jahre, vielleicht sogar aller Zeiten. Trotz seines jungen Alters wurde Nakajima schon nach seinem "X-1" Kampf eine sehr rosige Zukunft bescheinigt. Es lässt sich also durchaus sagen, dass Fighting of World Japan wenigstens für eines gut war: Die Entdeckung dieses jungen Mannes, der in einigen Jahren einer der größten Stars der Pro-Wrestling Industrie sein wird!