Fighting Opera HUSTLE
Naoya Ogawa mit Riesenkotletten und Sonnenanzug, Shinya Hashimoto mit Afro, Nobuhiko Takada im Streetfighter Outfit, wieselflinke HUSTLE (Power) Rangers und Mätzchen aller Art - damit kann nur HUSTLE gemeint sein.
HUSTLE zu erklären ist ein wahrlich schwieriges Unterfangen, man es muss gesehen haben, um es zu verstehen. Klar ist aber, dass HUSTLE ein Phänomene der japanischen Wrestlinglandschaft war. Dabei begann alles im Januar 2004 ganz anders. HUSTLE debütierte am 04.01.2004 als gemeinsames Projekt von ZERO-ONE und DSE (Dream Stage Entertainment), dem Geldgeber der damals größten MMA Promotion der Welt, PRIDE FC. Mit einer großen Show in der Saitama Super Arena, die zeitgleich zur traditionellen New Japan Tokyo Dome Show stattfand, versuchten die Macher von HUSTLE sofort deutlich zu machen, dass sie es mit diesem Projekt auf die etablierten Promotions abgesehen haben. Allerdings floppte die Show, in dessen Hauptkampf WWE/WCW Superstar Bill Goldberg auf Naoya Ogawa traf.
Nach diesem Misserfolg sollte sich das Konzept von HUSTLE drastisch ändern, denn schon bei der zweiten Veranstaltung begannen einige Wrestler sehr wunderliche Kostüme zu tragen - das prominenteste Beispiel war Naoya Ogawa, der plötzlich mit riesigen (aufgemalten) Kotletten in den Ring stieg. Auch Nobuhiko Takada löste sich von seinen Businessklamotten und schlüpfte in ein lila M.Bison (Streetfighter) ähnliches Kostüm. Um noch einen drauf zu setzen gründete Takada sein eigenes Stable, die Takada Monster Army. Das Gegenstück zu dieser bösartigen Gruppe wurde die Hustle Army, die von "Captain Hustle" Ogawa und Hashimoto angeführt wurde. Neben Ogawa und Takada schlüpften auch die meisten anderen Wrestler in vollkommen abgedrehte Kostüme...von Power Rangers ähnlichen Akteuren, über böse Clowns, Spinnenmenschen, übergewichtige Schönheitsköniginnen, einem gelben "Kill Bill Anzug" tragenden Toshiaki Kawada bis hin zu Kreaturen aus der Arktis, Froschmonstern und Piranhas war bei HUSTLE fortan alles vertreten.
HUSTLE bezeichnete sich selbst als "Fighting Opera", als Sports Entertainment. Die Grundidee von HUSTLE war das Aufeinandertreffen von Ogawas Hustle Army und Generalissimo Takadas Monster Army, deren Mission es war die japanische Wrestlingwelt zu zerstören.
Zwischen dem Sommer 2004 und dem Sommer 2008 veranstaltete HUSTLE zwei parallele Eventserien, die großen "HUSTLE-x" (x für die Anzahl der schon absolvierten Shows, beginnend bei "HUSTLE-1"), die mit großem Produktionsaufwand die wichtigsten Kämpfe und Storylines der Promotion enthielt und die etwas kleineren "HUSTLE HOUSE VOL. x" Shows (x wieder für die Anzahl der Shows). Zusätzlich dazu gab es einige Supershows, die besondere Namen erhalten, wie etwa "HUSTLEMANIA" oder "HUSTLE AID". Ab dem Juli 2008 wurde das Konzept von den "HUSTLE TOUR" Shows abgelöst.
Main Stream Publicity erlangte HUSTLE durch zwei Personen, die mit dem Pro-Wrestling eigentlich nur herzlich wenig am Hut hatten. Yinling "the Erotic Terrorist" und (Razor Ramon) Hard Gay...das klingt nicht gerade nach den typischen Wrestlingcharakteren. Das waren beide auch in der Tat nicht. Yinling, ein Photomodell, spezialisiert auf Fast-Nackt-Bilder, wurde unmittelbar nach ihrem ersten Auftritt zur "zweiten Person" bei der Monster Army (nach Takada natürlich). Sie wurde zur Anführerin der "Monster Amazones", der Frauengruppierung der Monster Army. Begleitet wurde sie von PRIDE Referee Yuji Shimada und "Mr. 300%" Yoji Anjo. Yinlings Markenzeichen - neben ihrem guten Aussehen und ihrer Lederpeitsche - war die "M-Baton Pose", bei der sie sich (zumeist auf einer rotierenden Plattform) mit gespreizten Beinen in die Hocke kniete und laut "Three, Two, One, Monster!" in ihr Mikro rief. Im Dezember 2005 folgte ihr - so sagte es zumindest der Showname, "TEARS OF LAST M-BATON" - tränenreicher Abschied von HUSTLE, aber nicht ohne ein (zunächst) kleines "Yinling Ei" (hier schon in voller Größe zu sehen) zu hinterlassen, welches in bester Goobely-Gooker-manier von Takada und seine Kumpanen als neue Geheimwaffe im Kampf gegen das Pro-Wrestling "aufgezogen" wurde (in der Tat wuchs das Ei von Dezember 2005 bis April 2006 immer weiter, bis schließlich am 20.04. "New Yinling" aus dem Ei schlüpfte, eine "Great Muta" Version von Yinling). Der andere große Main Stream Star trägt den Namen (Razor Ramon) Hard Gay, ein Leder Hot Pants tragender, die Hüfte schwingender Schwule, der in Japan durch verschiedene Comedysendungen nationale Bekanntheit erlangte und seither das neuste Medienphänomen ist. Diese Bekanntheit machte sich Ogawas Hustle Army zunutze, als sie ihn in ihre Gruppe aufnahmen.
Aber auch Wrestlinggrößen aus dem In- und Ausland waren bei HUSTLE keine Seltenheit mehr. Nachdem der ehemalige New Japan Super-Rookie Kenzo Suzuki von World Wrestling Entertainment entlassen wurde, kehrte er nach dem längeren Aufenthalt in Stamford nicht etwa zu seiner alten Heimat zurück, sondern heuerte zusammen mit seiner Frau Hiroko bei HUSTLE an. Das selbe galt für Tajiri, der in den vergangenen 10 Jahren sowohl bei ECW, als auch WWE unter Vertrag stand und dort nennenswerte Erfolge verbuchen konnte, wie etwa den Gewinn des WWE Cruiserweight Titels. Alle großen Ligen Japans buhlten um seine Dienste, als er von WWE entlassen wurde, doch das Geld von Dream Stage Entertainment machte letztlich den Unterschied, sodass auch Tajiri bei HUSTLE unterkam. Das Team 3D, Bubba Ray und D-Von Dudley (jetzt als Brother Ray & D-Von unterwegs), die im Dezember 2005 All Japans Real World Tag League in dominierender Manier gewannen, wechselten ebenso zu HUSTLE wie Toshiaki Kawada, Tadao Yasuda, Shiro Koshinaka oder Genichiro Tenryu - hinzu kamen natürlich noch die Wrestler von ZERO1-MAX, wie "Hustle Aichichi" Shinjiro Otani, Masato Tanaka oder Kohei Sato. Selbst eine große Zahl an Joshi Puroresu Legenden aus den letzten Jahrzehnten hatten bei HUSTLE ein neues zuhause gefunden, zum Beispiel Erica (Aja Kong), Arisin/Dokron Z (Ayako Hamda), Madame Devil (Devil Masami), Jaguar Y (Jaguar Yokota), Hikaru, Margarete (Amazing Kong) oder Blanca X (Chikayo Nagashima).
Bei HUSTLE ging es vordergründig um Spaß, nicht um gute und glaubwürdige Kämpfe, was in und um den Ring geschah sollte nicht all zu ernst genommen werden. Lässt man sich darauf ein, kann man durchaus Gefallen am verrückten HUSTLE-Universum finden - und ein "eigenes Universum" ist es wirklich, denn ob es gefällt oder nicht, eines wird jeder anerkennen: Den Macher ist es mit viel Arbeit gelungen, eine ganz eigene Welt mit Charakteren und Geschichten zu erschaffen, wie man es auch vielen Comicbüchern und -Serien kennt.